Antrittsrede

Jürgen Hoffmann

Rede zur Amtseinführung als Bürgermeister

Stadtverordnetenversammlung am 28.05.2010

 

 

- es gilt das gesprochene Wort -

 

 

Leitlinien für Rodgau – Wohin gehen wir

 

 

 

Sehr geehrte Frau Stadtverordnetenvorsteherin,

sehr geehrter Herr Bürgermeister Schwab,

verehrte Ehrengäste,

liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

sehr geehrte Damen und Herren von der Presse,

 

in wenigen Tagen werde ich mein Amt als Bürgermeister von Rodgau antreten. Deshalb sind wir heute hier zusammengekommen. Für die Stadt, für das Gemeinwesen, ist es ein politischer Wechsel, wie er in der Demokratie üblich und alltäglich ist. Für mich persönlich ist es ein tiefer Einschnitt. In dieser Funktion für meine Heimatstadt und ihre Bürger arbeiten zu dürfen, empfinde ich als großes Glück und Privileg.

 

Ich möchte an diesem Ort nun keine „Regierungserklärung“ oder etwas Ähnliches abgeben. Dies werde ich demnächst vor der Stadtverordnetenversammlung im Rathaus tun, wenn meine Amtszeit wirklich begonnen hat. Mir geht es heute darum, auf die politische Landschaft unserer Stadt zu blicken, noch einmal kurz innezuhalten und Ihnen zu erklären, wie ich das Amt des Bürgermeisters ausüben möchte. Dabei geht es natürlich um Inhalte, aber auch um Atmosphärisches.

 

Meine Damen und Herren, Sie alle werden mir zustimmen, dass die hinter uns liegenden Jahre Rodgauer Kommunalpolitik recht schwierig waren. Allzu harmoniebetont haben die Politiker dieser Stadt, und da schließe ich mich ein, noch nie agiert, und das ist auch gar nicht notwendig. Doch haben sich in den vergangenen Jahren politische Gräben von einer Tiefe aufgetan, die dem Gedeihen unseres Gemeinwesens höchst abträglich sind.

 

Auch die Wahl des neuen Bürgermeisters war ein Spiegelbild davon. Sie war der Schlusspunkt eines harten, zuletzt teilweise erbittert geführten Ringens um Stimmen, das bei vielen Bürgern der Stadt große Emotionen ausgelöst hat. Das Resultat war sehr knapp – in der Frage, wer diese Stadt regieren soll, waren die Bürger Rodgaus gespalten. Nun kann man sagen, Mehrheit ist Mehrheit. Mich treibt jedoch diese politische Spaltung meiner Stadt um. Ich bin mir der Tatsache sehr bewusst, dass ich mir das Vertrauen vieler Bürgerinnen und Bürger erst noch erarbeiten muss.

 

Ich bin Sozialdemokrat. Ich war der Bürgermeisterkandidat der SPD, später der Rodgauer Kooperation aus SPD, Grünen, FDP und Freien Wählern. Als Bürgermeister werde ich mich in der Stadtverordnetenversammlung auf dieses politische Bündnis stützen können, was ein großer Vorteil ist. Auch werde ich meine sozialdemokratischen Überzeugungen nun nicht an der Rathaustür abzugeben. Ich bin angetreten für das Projekt einer bürgerfreundlichen, effektiv verwalteten und sozialen Stadt, in der die Starken sich entfalten können und die Schwachen nicht hinten herunterfallen. Und das bleibt natürlich auch so.

 

Aber, liebe Bürgerinnen und Bürger, lassen Sie mich eines ganz klar machen: Ich bin weder der Bürgermeister der SPD noch der Bürgermeister der Kooperation. Ich bin Bürgermeister aller Rodgauerinnen und Rodgauer! Gerade mit Blick auf die erheblichen politischen Verwerfungen der vergangenen Jahre ist das für mich ein ganz wichtiger Unterschied. Konkret bedeutet das zum Beispiel, dass ich auch mit den Fraktionen im Stadtparlament, die nicht zur Kooperation gehören, einen intensiven Austausch pflegen möchte. Und natürlich auch mit allen Bürgerinnen und Bürgern, die meiner Partei oder mir persönlich politisch bisher eher ferngestanden haben.

 

Ich bin angetreten mit dem Versprechen, die tiefen politischen Gräben in unserer Stadt auf ein erträgliches Maß zuzuschütten. Bitte glauben Sie mir: Ich werde alles dafür tun, dieses Versprechen einzuhalten. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich träume nicht von einem Friede-Freude-Eierkuchen-Parlament oder einem Magistrat, in dem keine Meinungsverschiedenheiten zutage treten. Politischer Streit ist essentiell für eine lebendige Demokratie. Auch steht es mir als Chef der Verwaltung nicht zu, dem Parlament Vorschriften zu machen. Doch werde ich intensiv dafür werben, dass es am Ende eines solchen Streits immer möglich ist, mit der anderen Seite einen Kompromiss zu schließen. Das sind alle politischen Akteure dieser Stadt den Bürgern schuldig. Ohnehin gibt es gerade in der Kommunalpolitik sehr viele Fragen, die sich nicht für parteipolitisch-ideologische Auseinandersetzungen eignen. Das scheint in der Vergangenheit zuweilen aus dem Blick geraten zu sein.

 

Meine Damen und Herren, wie Ihnen vielleicht aufgefallen ist, habe ich mich seit meiner Wahl mit Äußerungen zu aktuellen politischen Konflikten zurückgehalten. Anlässe sich einzumischen, hätte es genug gegeben, als ein Beispiel sei nur das Thema Müllsatzung genannt. Dem einen oder anderen hat meine Zurückhaltung nicht gefallen. So musste ich mir sagen lassen, ich sei nach meiner Wahl anscheinend in der Versenkung verschwunden. Abgesehen davon, dass ich als ehrenamtlicher Magistrat auch in den vergangenen Monaten Verantwortung für Rodgau getragen habe, möchte ich meinen Kritikern Folgendes zu bedenken geben: Regiert wird eine Stadt immer nur von einem Bürgermeister. Das bedeutet, dass es sich für den gewählten Nachfolger einfach nicht gehört, so zu tun, als sei er schon im Amt und könne regieren, während der alte Bürgermeister noch an seinem Schreibtisch sitzt.

 

Eines möchte ich an dieser Stelle jedoch bekennen: Es würde mich sehr freuen, wenn Michael Schüßler der Stadt Rodgau auch dem Ablauf seiner ersten Amtszeit als hauptamtlicher Stadtrat erhalten bliebe. Ich habe Michael Schüßler in den vergangenen Jahren als außerordentlich kompetenten und engagierten Arbeiter im Magistrat kennen und schätzen gelernt. Wenn wir Rodgau voranbringen wollen, brauchen wir jemanden wie Michael Schüßler.

 

Meine Damen und Herren, mein erster Arbeitstag an der neuen Wirkungsstätte im Rathaus ist der 9. Juni. Natürlich habe ich die Zeit seit meiner Wahl im Oktober intensiv genutzt, mich auf das neue Amt vorzubereiten. Und ich habe konkrete Vorstellungen davon, wie Rodgau in den nächsten Jahren regiert werden sollte. Dazu möchte ich jetzt etwas sagen. Wie gesagt, es handelt sich nicht um ein „Regierungsprogramm, sondern um Leitlinien meiner Politik und einige sich daraus ableitende Pläne und Projekte.

 

Wer über die Entwicklung der Kommunen spricht, muss in dieser Zeit zuerst über kommunale Finanzen reden. Dabei gibt es einen übergeordneten und einen lokalen Aspekt. Mit übergeordnet meine ich die Tatsache, dass das dreigliedrige Verwaltungssystem in Deutschland, also Bundes-, Landes- und dann kommunale Ebene, mittel- bis langfristig vor dem Kollaps steht, wenn sich nicht bald grundsätzlich etwas ändert. Seit langem ist die kommunale Ebene chronisch unterfinanziert. In manchen Jahren wird dieses chronische Problem verdeckt, weil etwa die Konjunktur floriert und dadurch auch die Steuereinnahmen ungewöhnlich stark sprudeln und zudem Ausgaben im Sozialetat wegfallen. In Krisenjahren, und so eines haben wir ja, wird die chronische Unterfinanzierung der kommunalen Ebene dann aber besonders augenfällig.

 

Die kommunalen Spitzenverbände rechnen für dieses Jahr mit einem Defizit der Städte und Gemeinden von bis zu 15 Milliarden Euro. Das ist eine Horrorzahl! Sie zeigt, dass auch Rodgaus Finanzprobleme sehr viel zu tun haben mit politischen Entscheidungen und Strukturen, auf die kein Stadtverordneter oder Bürgermeister Einfluss hat. Wir müssen endlich davon wegkommen, dass Bundestag oder Landtag etwas entscheiden und die Rechnung dann die Kommunen bezahlen lassen. Wenn sich hier nichts ändert, werden viele Kommunen schon bald nicht mehr in der Lage sein, ihren gesetzlichen Pflichten nachzukommen.

 

Diese Problematik enthebt uns Kommunale aber nicht der Pflicht, im eigenen Haus für Ordnung zu sorgen. Lassen Sie es mich so formulieren: Ohne die von mir angesprochene Strukturreform der kommunalen Finanzen hat Rodgau kaum eine Chance, sein Defizit auf Null zu fahren. Aber wir müssen und können einiges tun, um es deutlich zu reduzieren. Und nur wenn wir das tun, werden wir wirklich davon profitieren, sollte sich auf bundes- und landespolitischer Ebene endlich Einsicht breitmachen. Nur dann bekommen auch wir in Rodgau finanziell wieder Luft zum Atmen.

 

Eine Verbesserung der Haushaltslage ist auf zwei Wegen möglich: Ausgaben reduzieren und Einnahmen steigern. Ich möchte beide Wege beschreiten, wobei ich, zumindest mittel- und langfristig, große Hoffnungen in die Verbesserung der Einnahmen setze.

 

Hier sehe ich ein enormes Potenzial. Denn so schön und liebenswert unser Rodgau ist, in Sachen Wirtschaftsförderung haben wir unverkennbar Defizite. Hier geht es für die Kommune um viel Geld: um Gewerbesteuereinnahmen erfolgreich wirtschaftender Unternehmen, aber auch um Anteile aus der Einkommensteuer, die sich nach der Zahl der Einwohner, ihren Verdiensten und den angesiedelten Arbeitsplätzen richten.

 

In der Stadt Rodgau mit seinen knapp 45.000 Einwohnern leben heute etwa 8.500 sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer, die hier auch ihren Arbeitsplatz haben. Im kreisweiten Vergleich halten wir damit einen eher unbefriedigenden Mittelfeldplatz. Daraus folgt: Wir müssen mehr Menschen, die in Rodgau wohnen, hier auch einen Arbeitsplatz bieten.

 

Dafür brauchen wir ein professionelles lokales Wirtschaftsmanagement und ein intensives Stadtmarketing. Dazu gehören schnelle und durchschaubare Arbeits- und Entscheidungsprozesse innerhalb der Stadtverwaltung. Ebenso müssen wir für unsere Stadt laut und vernehmbar werben. Ein Stadtmarketing, wie ich es verstehe, sollte alle Menschen in dieser Stadt mitnehmen. Wir wollen stolz sein auf unsere Stadt, die größte im Kreis Offenbach und die dreizehntgrößte in Hessen. Will Rodgau sich als Kommune, als Standort für erfolgreiche Unternehmen, als Heimat für Familien, für junge und alte Menschen positionieren, braucht es ein Gesicht, ein Image. Dazu gehört, dass wir nach außen hin mehr als Stadt erkennbar werden und nicht nur als Ansammlung von fünf Stadtteilen gesehen werden. 

 

Neue Unternehmen zu gewinnen und vorhandene zu pflegen, das funktioniert nur über den direkten Kontakt. Früher hat man das „Klinken putzen“ genannt. Und dafür darf sich - vom Bürgermeister über den Wirtschaftsförderer bis hin zu jeder Verwaltungskraft - niemand zu schade sein. Ich werde die Wirtschaftsförderung zur absoluten Chefsache machen. Hier habe ich bereits zahlreiche Kontakte geknüpft und bin zuversichtlich, einiges bewegen zu können.

 

Wenn es darum geht, Ressourcen zu heben und Sparpotenziale auszuschöpfen, dann spielen für mich vor allem zwei Fragen eine große Rolle: Wie geht diese Stadt mit ihrem Vermögen um und wie mit ihrem Personal?

 

So ist es aus meiner Sicht dringend erforderlich, das Liegenschafts-Management zu optimieren. Es geht nicht darum, städtische Grundstücke und Gebäude zu versilbern, doch können wir nicht so weiterwirtschaften wie bisher. Wir müssen endlich definieren, wo wir unsere knappen Ressourcen bündeln wollen, was wir brauchen und was nicht. Nur wenn wir uns von nicht mehr benötigten Dingen trennen, können wir uns an anderer Stelle auch kraftvoll engagieren.

 

Mit den Beschäftigten der Verwaltung werde ich verbindliche Zieldefinitionen erarbeiten. Diese sollen sich zum einen an den Erwartungen der Bürger an eine dem Gemeinwohl und damit allen dienende Verwaltung orientieren, aber ebenso an den Bedürfnissen der Beschäftigten. Es muss im Rathaus wieder Freude bereiten, Verantwortung zu tragen. Das wird nur gelingen, wenn die dort unverkennbaren Motivationsdefizite abgebaut werden.

 

Meine Damen und Herren, was die Stadtentwicklung angeht, hat Rodgau in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gemacht. Vor allem der Anschluss an das S-Bahn-Netz eröffnet uns ein großes Entwicklungspotenzial. Das gilt es zu gestalten. Welche Herausforderung damit verbunden ist, zeigt ein Blick auf den gerade entstehenden Regionalen Flächennutzungsplan. Da sind für Rodgau Flächen vorgesehen, die ihresgleichen suchen. So sollen rodgauweit Wohnbauflächen von 92 Hektar neu ausgewiesen werden, das sind etwa 15 Prozent des Bestandes. Den Kernpunkt bildet die große Wohnbaufläche von 42 Hektar zwischen Hainhausen und Jügesheim mit günstiger Lage zu den beiden S-Bahn-Haltepunkten.  Bei den Gewerbeflächen ist sogar eine Erweiterung von heute 141 auf 222 Hektar vorgesehen, das wäre eine Ausweitung um fast zwei Drittel des Bestandes!

 

Wollen wir das? Brauchen wir das? Ist das in Zeiten des demografischen Wandels überhaupt realistisch? Zum demografischen Wandel ist festzustellen, dass die Bevölkerungszahl in Deutschland zwar begonnen hat zu schrumpfen, doch wird das Rhein-Main-Gebiet nach allen Prognosen eine Region des Wachstums bleiben. Das bedeutet für Rodgau, dass wir weiterhin einem gewissen Siedlungsdruck ausgesetzt sein werden.

 

Diesem Druck dürfen wir nicht einfach nachgeben, wir können uns ihm aber auch nicht verweigern. Mein Grundsatz lautet: Wir öffnen uns, wo es uns nutzt. Wachstum und neue Baugebiete dürfen kein Selbstzweck sein oder dem Zufall überlassen werden. Deshalb muss es in den nächsten Jahren darum gehen, dass bei sicherlich moderat wachsender Zahl von Einwohnern die Zahl der Arbeitsplätze entsprechend mitwächst. Auf keinen Fall darf Rodgau nur als Schlafstadt wachsen.

 

Zur Stadtentwicklung gehört auch ein Straßenprojekt, das in Rodgau seit Jahrzehnten die Gemüter bewegt – die Rodgau-Ring-Straße. Ich halte ihre Vollendung im Norden zur Entlastung des innerörtlichen Straßennetzes von Weiskirchen und Hainhausen nach wie vor für wünschenswert. Deshalb ist es auch mein Bestreben, die nach einem Gerichtsurteil erforderlichen Nachbesserungen bei der Planung schnellstmöglich zu erbringen. Dennoch erscheint es mir sinnvoll, alle Argumente, die gegen den Bau der Straße gerade in jüngerer Zeit hervorgebracht wurden, noch einmal genau zu prüfen. Es geht letztlich um eine schwierige Abwägung: Ist uns in Zeiten hoher kommunaler Defizite die prognostizierte Verkehrsentlastung die Millionen Euro wert, die das Bauwerk kosten würde? Oder gibt es für die Stadt wichtigere Aufgaben und Projekte, die dann auf den Sanktnimmerleinstag verschoben werden müssten? Ich sage es offen: Ich persönlich habe dazu zum jetzigen Zeitpunkt noch keine abschließende Antwort.

 

Meinen Damen und Herren, ein früherer Bundeskanzler hat einmal gesagt, wer Visionen habe, solle zum Arzt gehen. Ich halte diese Einstellung für einen Fehler. Politik ohne Visionen ist wie Politik ohne Kompass: Man droht die Richtung zu verlieren. Eine meiner Visionen ist eine Energieversorgung, die die Welt, auf der wir leben, nicht zerstört. Das ist eine verdammt große Aufgabe, aber das müssen wir irgendwann schaffen. Und es ist eine Aufgabe, an der man aber gerade auf kommunaler Ebene arbeiten kann.

 

Nun hat Energiepolitik in Deutschland viel mit großen Konzernen zu tun, die sich gegenseitig aufkaufen, Milliardengewinne machen und meist auch noch im Besitz der Versorgungsnetze sind. Hier lässt sich das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen. Die Kommunen haben in den zurückliegenden Jahrzehnten leider zu oft Kasse gemacht und sich damit den Entscheidungen irgendwelcher Manager ausgeliefert. Jedoch ist zumindest in Teilbereichen die Rückgewinnung kommunaler Souveränität möglich. Nein, ich sage, sie ist notwendig, will man als Kommune handlungsfähig bleiben. Wir können zum Beispiel eine dezentrale Energieversorgung durch Blockheizkraftwerke forcieren, wie es seit Ende der neunziger Jahre in der Kläranlage Weiskirchen funktioniert - ein Projekt, das ich Ende der neunziger Jahre als Leiter der Stadtwerke vorantreiben durfte.

 

Doch nicht nur die Verbrennung von Methangas aus der Reinigung der Abwässer ist wirtschaftlich sinnvoll. Wir alle produzieren jährlich Bioabfälle in Haushalten, Gärten und Betrieben. Biogasanlagen neuester Technik sind nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich attraktiv. Könnten wir dadurch nicht nur unseren Abfallhaushalt entlasten und damit die Gebühren langfristig senken? Und darüber hinaus auch noch die CO2-Bilanz unserer Stadt verbessern? Als Bürgermeister werde ich intensiv prüfen, ob ein solches Projekt für Rodgau realisierbar ist. Und ich bin zuversichtlich, dass es das ist.

 

Lassen Sie mich an dieser Stelle auch ein klares Bekenntnis zur öffentlichen Wasserversorgung abgeben. Eine Privatisierung wird von meiner Seite keine Unterstützung finden. Das Trinkwasser, unser Lebensmittel Nummer eins, darf unter keinen Umständen zum Spielball der Interessen privater Konzerne werden. Unsere Stadtwerke genießen mein Vertrauen und sollten weiter gestärkt werden, um nicht irgendwann als „Schnäppchen“ im Einkaufswagen eines „Global Players“ zu landen. Wir alle hätten das Nachsehen. Nicht ausschließen möchte ich hingegen eine intensivere Kooperation mit anderen kommunalen Unternehmen.

 

Meine Damen und Herren, ich möchte in den nächsten sechs Jahren dazu beitragen, dass Rodgau zukunftsfest und noch ein Stück lebenswerter wird. Eines der Projekte, das mir dabei besonders am Herzen liegt, ist die Entwicklung des Freizeitbereichs Badesee Nieder-Roden. Ein wirklicher Schatz unserer Stadt. Ich werde mich deshalb auch weiterhin dafür einsetzen, dass die Auskiesung am Badesee nicht mehr verlängert wird, auch wenn mich der aktuelle Stand des Verfahrens nicht so optimistisch stimmt. In jedem Fall werde ich mich in Abstimmung mit allen Betroffenen, und hier spreche ich besonders die Angler am Kiessee an, für eine bürgerorientierte Freizeitnutzung und eine umfassende Renaturierung der ausgekiesten Flächen einsetzen. Unser See und das Umfeld sind viel zu wertvoll, um nur zum Baden und Angeln genutzt zu werden.

 

Aktive Bürgerbeteiligung ist leicht versprochen, aber gar nicht so leicht umzusetzen. Verwaltung funktioniert am besten, wenn einmal beschlossene Dinge zügig und konsequent umgesetzt werden. Nachträgliche Verbesserungswünsche oder kritische Anmerkungen von außerhalb sind da nicht immer willkommen. Dennoch: Hier muss die Verwaltung ein Stück weit umlernen, darauf haben die Bürger einen Anspruch. Um hier voranzukommen, werde ich  Betroffenen und Anliegern von Baumaßnahmen die Einbeziehung von Anliegerbeauftragten in Planung und Bauabwicklung anbieten. Außerdem werde ich im Rathaus ein effektives Beschwerde-Management installieren. Wir müssen besser als bisher dafür sorgen, dass die Bürger mit ihren Anliegen die richtigen Ansprechpartner im Rathaus finden. Für mich ist bürgerschaftliches Engagement eine wesentliche Voraussetzung für eine innovative Stadtpolitik. Nur auf diesem Weg schaffen wir die Identifikation der Bürger mit der Entwicklung Rodgaus auf allen Ebenen. Wer bürgerschaftliches Engagement wünscht, und das tue ich, der muss an dieser Stelle gegenüber den Bürgern in Vorlage treten.

 

Gute Beispiele dafür sind in meinen Augen die Seniorenpolitik und die Schülerbetreuung. Beide Betätigungsfelder zeigen aber auch die Grenzen ehrenamtlichen Engagements auf. Wie Sie sicher wissen, wurde in Rodgau eine Seniorenkommission eingerichtet. Sie könnte beispielhaft dafür stehen, wie Abläufe und Entscheidungen in unserer Stadt durch kompetente Mitsprache vorbereitet und begleitet werden. Aber es ist eben nicht damit getan, eine solche Kommission einzurichten. Sie muss unterstützt werden, am besten auch durch den Bürgermeister. Hier sehe ich eine wesentliche Aufgabe, der ich mich gerne widmen werde. Es geht dabei nicht nur um die konstruktive Begleitung bereits angestoßener Vorhaben. Nein, auch die Entwicklung eigener Ideen und Projekte ist notwendig, um uns in der Seniorenpolitik voranzubringen.

 

Im Bereich der Kinder-, Schüler- und Jugendarbeit leisten ehrenamtliche Gruppen und Initiativen in Rodgau Großartiges. Das wird die Stadt natürlich weiter unterstützen. Es muss jedoch immer klar bleiben, dass es eine Gemeinschaftsaufgabe ist, Kindern und Jugendlichen möglichst optimale Entwicklungsmöglichkeiten zu geben. Elterninitiativen dürfen für Stadt, Kreis oder Land nicht als Alibi dienen, selbst die Hände in den Schoß zu legen. Rodgau leistet hier sehr viel, und wir lassen uns die Betreuung und Ausbildung unserer Kinder eine Menge Geld kosten – erinnert sei nur an die kostenlosen Kindergartenjahre. Diese Politik werde ich ohne Abstriche fortsetzen. Darüber hinaus werde ich die städtischen Kinder- und Jugendeinrichtungen weiterentwickeln. Dazu gehört für mich auch eine Stärkung des Kinder- und Jugendbeirats der Stadt. Leider fristet er derzeit ein Schattendasein, an den Rand gedrängt durch die aus Sicht der Erwachsenen wirklich wichtigen Gremien.

 

Meine Damen und Herren, die Kinder von heute sind unser Kapital von morgen. Wer bei der Bildung spart, wie das unser Ministerpräsident unlängst gefordert hat, der versündigt sich an unserer Zukunft!

 

Ein Wort möchte ich an die ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger Rodgaus richten. Ich appelliere an Sie, gemeinsam mit mir alles zu tun, um die Verständigung zwischen den Kulturen weiter voranzutreiben. Am Ende werden auch die Kommunen die Nase vorn haben, denen es mit einer erfolgreichen Integrationspolitik gelingt, kulturelle Grenzen zu überwinden. Gegenseitige Akzeptanz und Toleranz sind keine Phrasen, wenn man sich kennt und einen intensiven Austausch pflegt. Ich hoffe deshalb, dass es uns immer besser gelingt, unabhängig von Weltanschauung und Religion jede Gelegenheit zu nutzen, einander kennenzulernen und dabei Gemeinsamkeiten herauszufinden. Das Erlernen der deutschen Sprache ist eine unabdingbare Voraussetzung für erfolgreiche Integration. Für viele ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger, die schon der dritten Generation angehören, ist das selbstverständlich. Es kann aber auch nicht unser Ziel sein, Rodgauer mit Migrationshintergrund quasi einzudeutschen. Verständigung zwischen verschiedenen Kulturen darf niemals eine Einbahnstraße sein.

 

Meine Damen und Herren, Sie sehen, meine Vorstellungen von Veränderungen in dieser Stadt sind nicht von Ausgaben-Fantasien geprägt. Auch in finanziell schwierigen Zeiten lässt sich ein Gemeinwesen voranbringen, selbst wenn es ein bisschen mühsamer ist als in Zeiten voller Kassen. Ich freue mich sehr auf diese Herausforderung.

 

Lassen Sie uns gemeinsam unser Rodgau behutsam, aber beständig verändern und erneuern, seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit steigern und damit eine neue Lebensqualität schaffen! Nehmen wir uns gemeinsam vor, aus unserem Rodgau nach nunmehr über 30 Jahren EINE Stadt zu machen. Das wird nicht von heute auf morgen möglich sein. Aber wenn wir alle es gemeinsam wollen, dann können wir in den nächsten Jahren viel erreichen.

 

Ich kann es kaum erwarten, mich an die Arbeit zu machen und danke Ihnen, dass Sie mir so lange zugehört haben.

 

Zukunft heißt:

Chancen erkennen, statt Bedenken äußern.

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Leitbild des Rodgauer SPD Ortsvereins

 

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